Es ist noch gar nicht so lange her, da war Einkaufen noch völlig unkompliziert: Sie suchen etwas aus, Sie bezahlen mit Bargeld, einem Scheck oder Ihrer Kreditkarte und nehmen die gekaufte Ware mit. Heutzutage allerdings sehen Kunden sich im Laden vor Ort wie auch online mit einem verwirrenden Spektrum an Zahlungsmöglichkeiten konfrontiert.
Die Vervielfältigung von Zahlungsdienstleistern und Zahlungsoptionen basiert zu weiten Teilen auf Regulierung. Die zweite Zahlungsdiensterichtlinie (PSD2) beispielsweise reguliert und harmonisiert Zahlungsauslöse- und Kontoinformationsdienste und sollte dazu dienen, für mehr Innovation zu sorgen und die Annahme neuer Technologien im Bankensektor reibungsloser gestalten.
Die Migration von Zahlungssystemen in aller Welt zur ISO-Norm 20022 für den Datenaustausch hat den Wandel im Zahlungssektor ebenfalls beschleunigt. SWIFT ist der Ansicht, dass 80 % aller im Hinblick auf ihr Volumen und 90 % aller im Hinblick auf ihren Geldwert als Großbetragszahlungen einzustufenden Transaktionen bis 2023 zur genannten Norm wechseln werden.
Der entscheidende Grund sind die reichhaltigen, strukturierten Daten, die in ISO-20022-Zahlungen enthalten sind und wertvolle Erkenntnisse darüber ermöglichen, wie Privatpersonen und Unternehmen ihr Geld ausgeben. Für datenversierte Unternehmen macht der Wert dieser Daten die Kosten für die Verarbeitung der Zahlungen mehr als wett. Allerdings sind Daten nur dann zu etwas nütze, wenn Kunden sie korrekt angeben, was den Einsatz automatisierter Zahlungsvalidierungstools erforderlich macht.
Im Hinblick auf Zahlungsinnovationen kratzen wir gerade erst an der Oberfläche. Integrierte Zahlungsmöglichkeiten, zum Beispiel in Apps wie Uber, sind bereits verbreitet, könnten aber einen wahren Boom erleben, da Dienstleister es Händlern erleichtern, ihre markeneigenen Zahlungsdienste einzurichten.
Der sichere britische Nachrichtenservice Request to Pay, der 2020 eingeführt wurde, hat durch die Pandemie einen zeitlichen Rückschlag erfahren, könnte allerdings an Beliebtheit gewinnen, wenn die Welt sich wieder erholt hat. Der Service ist vielversprechend und hat, sollte er an Zugkraft gewinnen, für Kleinunternehmen und Gig Worker das Potenzial, schneller bezahlt zu werden, ihren Cashflow zu verbessern und ihre Transaktionsgebühren zu verringern. Der Zahlungsprozess entwickelt sich zusehends in eine Art Suchmaschine, was sich als Handelschance oder Ausgangspunkt nutzen lässt. So kann eine Zahlung beispielsweise ein Datenereignis auslösen, bei dem anhand der bereitgestellten Daten ermittelt wird, ob an der Verkaufsstelle potenziell ein Darlehen angeboten werden könnte. Innovatoren befassen sich mit jedem Teilabschnitt des Zahlungsflusses in der Absicht, durch die Nutzung der erfassten Daten Mehrwertdienste zu entwickeln. Entsprechend können wir beobachten, wie die Anzahl der in diesem Bereich tätigen Akteure stetig zunimmt.
Die wachsende Menge der Zahlungsoptionen hat einen neuen Begriff und ein neues Konzept geprägt: Payment Orchestration. Mit Payment-Orchestration-Panels kann ein Zahlungsdienstleister automatisch die am besten zu den Bedürfnissen des Benutzers oder Händlers passenden Zahlungsoptionen empfehlen oder auswählen (etwa Optionen, die etwas mehr kosten, aber für eine zügigere Überweisung sorgen). Im Kern dieses Konzepts steht der Bedarf von Händlern, die Benutzerfreundlichkeit für ihre Kunden in einem zunehmend härter umkämpften Markt zu verbessern, ohne die Kontrolle über die Kosten zu verlieren.
Payment Orchestration entwickelt sich rasch weiter und eröffnet Möglichkeiten, durch Dashboards, Berichte und Analysen mehr Erkenntnisse aus Daten zu gewinnen. Ein interessanter Aspekt, der sich aus der Nutzung von Orchestration-Panels ergibt, ist, dass sie die Leistungsfähigkeit bestimmter Zahlungsdienstleister verdeutlichen – und das hebt die Bedeutung des Ausgleichs zwischen Compliance, Sicherheit und Kundenservice hervor.
Tatsache ist, dass jede Zahlungslösung, die kosteneffiziente und bequeme Möglichkeiten bietet, Geld zu versenden und zu erhalten, für Aufmerksamkeit sorgen wird. Doch am Ende wird immer der Sicherheitsaspekt stehen, und in diesem Markt ist höchste Sicherheit ohne Einbußen bei der Geschwindigkeit entscheidend.
Zudem sind Compliance-Pflichten zu erfüllen und Kontoinhaber- und Bankangaben müssen validiert werden, ganz unabhängig von der Zahlungsmethode. Das ist der Grund dafür, dass automatisierte Prüfungen so wichtig für die schnelle Innovation des Zahlungssektors sind – und dass enge Zusammenarbeit zwischen Finanzinstituten und FinTechs inzwischen so entscheidend für den nachhaltigen Erfolg beider ist.